Jüdisches Leben in Lahnstein
Die Projektwoche startete für unsere Gruppe mit einer Führung über den jüdischen Friedhof (Ahlerweg 14) in Lahnstein, zusammen mit Stadtarchivar Bernd Geil. Vielen Lahnsteinern wird dieser Friedhof unbekannt sein. Am Rand der Stadt gelegen und etwas unscheinbar fällt der Friedhof auch kaum auf. "Die jüdischen Friedhöfe wurden stets außerhalb der Städte platziert, da es im Judentum ein Umbettungsverbot gibt, d.h. ein Grab hat ein unbefristetes Liegerecht" (B. Geil). Seit mindestens 1266 lebten Juden in Lahnstein, brauchten also einen Friedhof. Der alte jüdische Friedhof befand sich in der Parzelle am Hang über dem aktuell bekannten Friedhof. Es wird vermutet, dass dort unter dem Gesteinsschutt noch Grabsteine vorhanden sind. Ab dem 11. März 1884 kommt die Parzelle des neuen Friedhofes in den Besitz der jüdischen Kultusgemeinde. Das älteste, noch vorhandene Grab stammt aus dem Jahr 1887.
In der NS-Zeit wurde der jüdische Friedhof geschändet, Grabsteine wurden umgeworfen und zerstört. Die noch unbelegten Teile des Friedhofs wurden einem Parteimitglied zum Anbau von Gemüse verpachtet. Am 7. Mai 1945 wurden Mitglieder der NS-Organisationen vom Ortsbeirat Oberlahnstein zu Aufräumarbeiten gezwungen. Im Laufe der Jahre wurden auf Wunsch der Angehörigen die Grabsteine wieder errichtet oder repariert. Etwa 1970 waren schließlich - soweit möglich - alle Grabsteine wieder an ihrem angestammten Platz.
Nach dem Besuch des Friedhofs führte uns Herr Geil zum Wohnhaus der ehemaligen Synagoge. Äußerlich erinnert nichts an das ehemalige Synagogengebäude. Man vermisst auch eine Hinweis- oder Gedenktafel. Herr Geil weist darauf hin, dass in den 80er Jahren eine Schüler*innengruppe die Anbringung solch einer Tafel anregte. Aber nach Aussage des heutigen Besitzers scheiterte es daran, dass die Stadtverwaltung seinem Vater nicht zusagen wollte, für die Beseitigung eventueller Schäden oder Schmierereien aufzukommen. Das sollte man seitens der Stadtverwaltung im Jahr 2023 doch dringend einer Neubewertung unterziehen!
Links der frühere Eingang zur ehemaligen Synagoge in Lahnstein
Die Führung endete dann am Mahnmal für die jüdischen Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung am Saalhofplatz, wo auch noch die Stolpersteine von 5 jüdischen Opfern zu finden sind, die aufgrund des Wunsches der heutigen Hausbesitzer nicht vor dem ehemaligen Wohngebäude der Opfer platziert wurden.