Mit dem Audioguide durchs Jüdische Museum
Unsere Gruppe startete um 9:02 Uhr mit der Deutschen Bahn nach Frankfurt. Tatsächlich startete der Zug auch pünktlich, allerdings stand er dann ca. 30 Minuten in Mainz aufgrund von Personen, die wohl auf den Zuggleisen den Verkehr blockierten. Nach der Ankunft in Frankfurt erreichten wir nach einem kurzen Fußweg das Jüdische Museum, das im Rothschild-Palais schon architektonisch sehr beeindruckte. Schon im Innenhof wurden wir konfrontiert mit der Schoah - eine Kunst-Installation von Ariel Schlesinger prägt den Vorplatz des neuen Jüdischen Museums. Die Skulptur besteht aus zwei in Aluminium gegossenen Bäumen, von denen einer im Boden verpflanzt ist. Der andere scheint sich kopfüber an den Ästen des unteren zu halten und streckt seine Wurzeln gegen den Himmel. Die Idee, einen Baum zweifach, gleich einer Spiegelung seiner Selbst, zu einem Wahrzeichen des Jüdischen Museums Frankfurt zu machen, zieht ihre Inspiration aus der Geschichte der Frankfurter Juden: dem Gefühl gleichzeitiger Verbundenheit und Entwurzelung. Zur Installation gehört eine Sprechkonserve, auf der durchgehend die Namen der jüdischen Opfer des NS-Terrors vorgelesen werden.
Nach der Sicherheitskontrolle machten wir uns dann auf den Weg durch die Ausstellung, die sehr modern und interaktiv gestaltet ist. Sehr hilfreich ist der Audioguide, den man vorab über eine App sich auf das Handy herunterladen kann. Auf insgesamt drei Etagen verschafften wir uns einen Einblick in die Geschichte der jüdischen Stadtbevölkerung in Frankfurt. Deutlich wurde, dass die jüdische Bevölkerung in vielfältiger Weise in der Stadtkultur von Frankfurt auf den Gebieten der Kunst, Musik, Philosophie und Ökonomie wichtige Beiträge geleistet hat. Umso eindrücklicher wirkten die Räume, die den Antisemitismus thematisierten. Verwundert mussten wir feststellen, dass der Antisemitismus, der als Begriff seitens des Judentums im übrigen sehr kritisch gesehen wird, da es sich immer um einen Antijudaismus gehandelt hat, auch nicht Halt gemacht hat vor angesehenen Protagonisten der europäischen Literaturgeschichte.
Auf zwei Wänden waren z.T. unsägliche antijudaistische Zitate verschiedener Dichter, Künstler und Denker zu lesen. In einem weiteren Ausstellungsraum wurde die Geschichte der Familie Frank (Anne Frank!) aufgearbeitet. "Dieser Raum hat mich am meisten beeindruckt, weil ich bisher mit Anne Frank nur ihr Tagebuch verbunden habe" (Lisa Knopp).
"Ich fand es toll, dass man verschiedene Objekte, z.B. jüdische Rezepte der Familie Frank, als Erinnerung mitnehmen konnte." (Dana Raue). Einige Stationen animierten die Schüler*innen zum Mitmachen, sowohl in digitaler Form, als auch rein haptisch, wie etwa der Aufbau einer geschmückten Torarolle aus Holzobjekten. "Mich haben die Kunstwerke des ersten jüdischen Künstlers aus Frankfurt, Moritz Daniel Oppenheim, aus dem 19. Jahrhundert sehr gefallen. Insbesondere seine großformatige Mosesfigur." (Anna-Sophie Hornung).
Sowohl im Museum als auch dann an verschiedenen Stellen in der Stadt begegneten uns Aufkleber und Fahnen, auf denen die Menora abgebildet war mit der Aufschrift "Nie wieder ist jetzt!" - Nie wieder Antisemitismus in Deutschland.
Ein Appell, den wir nach dem Besuch des Museums umso mehr unterstützen!