3. Tag: Kraków
Nach unserer Busfahrt von Oświęcim nach Kraków hatten wir ein Zeitzeugengespräch im „Muzeum Galicja“ mit Anna Janowska. Sie erzählte von ihren Kriegserfahrungen aus der Sicht einer polnischen Jüdin. 1936 in Rabka, geboren, konnte sie sich noch sehr gut an den Holocaust erinnern. Während des Krieges verlor sie ungefähr die Hälfte ihrer Familie, was sie mit einer Abbildung ihres Stammbaums und den darauf eingezeichneten Familienmitgliedern zeigte. Damit erschloss sich für uns auch der Titel des Vortrags, den sie „Verletzter Baum“ nannte. Zuerst hatte ihr Vater sie 1939 verlassen, da er zur polnischen Armee einberufen wurde, wo er aber nie ankam, denn er wurde von den Sowjets gefangen genommen und in ein Zwangslager ins östliche Polen verschleppt, in dem er drei Jahre lang arbeiten musste, bis er schließlich entlassen wurde. Er versuchte sich zur polnischen Armee durchzuschlagen, um diese zu unterstützen, erlag aber auf dem Weg dem Typhus. In der Zwischenzeit hatte die Mutter beide Großmütter und den Großvater nach Rabka, einem kleinen Kurort südlich von Krakow gebracht, im festen Glauben daran, dort den Repressionen der Nationalsozialisten besser entgehen zu können als in einer großen Stadt. Allerdings wurde in Rabka auf Betreiben des Reichsführers SS Himmler eine Ausbildungsschule der Sicherheitspolizei errichtet, in welcher fortan der brutale Wilhelm Rosenbaum das Kommando innehatte. Er ordnete Selektionen innerhalb der jüdischen Bevölkerung Rabkas an und war für zwei Massenexekutionen verantwortlich, die vor allem an der älteren jüdischen Bevölkerung ausgeübt wurden, die nach seiner Ansicht „nicht mehr zum Arbeiten geeignet waren“. Bei der ersten Exekution waren beide Großmütter von Anna betroffen und bei der zweiten ihr Großvater. Um die Situation noch zu verschlimmern, wurde angeordnet, dass die Familienmitglieder, die zum Tode verurteilten Menschen zum Exekutionsplatz mitten im Wald führen mussten. Bei diesen Exekutionen starben über 500 Menschen. Nun sollte ganz Rabka von Juden „gesäubert“ werden. Rosenbaum ordnete an, dass alle jüdischen Einwohner mit Viehwaggons ins Konzentrationslager Bełżec transportiert werden sollten. Dank der Hilfe arbeiten musste, bis er schließlich entlassen wurde. Er versuchte sich zur polnischen Armee durchzuschlagen, um diese zu unterstützen, erlag aber auf dem Weg dem Typhus. In der Zwischenzeit hatte die Mutter beide Großmütter und den Großvater nach Rabka, einem kleinen Kurort südlich von Krakow gebracht, im festen Glauben daran, dort den Repressionen der Nationalsozialisten besser entgehen zu können als in einer großen Stadt. Allerdings wurde in Rabka auf Betreiben des Reichsführers SS Himmler eine Ausbildungsschule der Sicherheitspolizei errichtet, in welcher fortan der brutale Wilhelm Rosenbaum das Kommando innehatte. Er ordnete Selektionen innerhalb der jüdischen Bevölkerung Rabkas an und war für zwei Massenexekutionen verantwortlich, die vor allem an der älteren jüdischen Bevölkerung ausgeübt wurden, die nach seiner Ansicht „nicht mehr zum Arbeiten geeignet waren“. Bei der ersten Exekution waren beide Großmütter von Anna betroffen und bei der zweiten ihr Großvater. Um die Situation noch zu verschlimmern wurde angeordnet, dass die Familienmitglieder, die zum Tode verurteilten Menschen zum Exekutionsplatz mitten im Wald führen mussten. Bei diesen Exekutionen starben über 500 Menschen. Nun sollte ganz Rabka von Juden „gesäubert“ werden. Rosenbaum ordnete an, dass alle jüdischen Einwohner mit Viehwaggons ins Konzentrationslager Bełżec transportiert werden sollten. Dank der Hilfe ihres Onkels und dem Widerstandskämpfer Marian Sikorski gelang der Mutter und den zwei Kindern die Flucht aufs Land.
Allerdings brauchte die Mutter, um sich in Sicherheit wiegen zu können, arische Papiere, die sie sich erst besorgen musste. Zum ersten Mal trennte sich ihre Mutter von ihr, was Anna als einen sehr prägender Moment beschrieb, an den sie sich bis heute erinnert. Nach 10 Tagen kehrte die Mutter jedoch wieder zurück und sie lebten auf einem kleinen Bauernhof, der einer Familie gehörte, die sie unterstützte. Auch Marian Sikorski unterstützte sie weiterhin mit Lebensmitteln. So haben alle drei den Krieg überleben können. Anna Janowska setzte sich dafür ein, dass Marian Sikorski für seine Taten die israelische Auszeichnung „Gerechter unter den Völkern“ erhielt. Ein weiterer Punkt, der sie sehr schockierte, war, dass Rosenbaum zwar nach dem Krieg eine lebenslange Gefängnisstrafe verbüßen sollte, allerdings wurde er aufgrund von Rheuma bereits nach 9 Jahren aus dem Gefängnis entlassen. Im Anschluss beantwortete sie noch geduldig unsere Fragen, weil sie es mit fast 90 Jahren als ihre Pflicht ansah, um die Jugend vor der Wiederholung dieser Gräueltaten zu bewahren.
Anschließend haben wir eine Stadtführung durch die Altstadt von Kraków unternommen. Dabei erfuhren wir viel über die Entstehung und Geschichte der Stadt und dass Krakow in früheren Zeiten Hauptstadt Polens gewesen war. Krakow wurde während des Zweiten Weltkriegs nicht zerstört, weswegen die historische Altstadt sehr gut erhalten ist und viele Bauwerke vor allem aus der Renaissance auch noch heute bewundern können. Besonders interessant ist der Wawel, ein Kalksteinfelsen, auf dem die Stadt einst gegründet wurde. Dort kann man neben dem früheren Königspalast, den habsburgischen Exerzierplatz mit Krankenhaus und das Regierungsgebäude der nationalsozialistischen Kommandantur besichtigen. Berühmt ist die Krönungskapelle der polnischen Könige, in der sich viele Baustile vereinen. Vom Wawel spazierten wir vorbei am Krakauer Bischofssitz zum Krakauer Universitätsviertel. Dabei kamen wir an sehr vielen verschiedenen Kirchen vorbei. Beendet haben wir unsere Führung mit einem Besuch in der Marienkirche. Besonders wird hier der polnische Papst Johannes Paul II. verehrt, der hier studierte und predigte. Unser Rundgang endete auf dem größten Marktplatz Europas, auf dem sich früher viele europäische Handelswege kreuzten. Skuba!
Sophie Hartert, Marie Kolmer, Florian Steyer