Italienaustausch vom 17.04.-24.04.2024
Eine Woche Schüleraustausch mit italienischen Jugendlichen aus der Partnerstadt Lahnsteins bedeutete für eine Gruppe von 9.-Klässlern des Johannes-Gymnasiums in diesem Jahr wieder einmal Vieles: wir wurden hineingeworfen mitten in den Alltag italienischer Familien, begleiteten unsere Partner*Innen in den Unterricht am Liceo Scientifico d’Ascanio di Montersilvano und entdeckten mit ihnen gemeinsam das Umland, welches Menschen prägt und eine einzigartige Perspektive auf die europäische Geschichte freigibt.
So waren deutsche Schüler*Innen beim Schulbesuch am ersten Tag nicht wenig überrascht, wie unterschiedlich Klassenräume und das Schulgebäude im Allgemeinen sind, wie klein Lerngruppen sein können, wie ungewohnt es ist, sich zur mündlichen Teilnahme nicht melden zu müssen und wie gut wir Deutschen dann doch Latein verstehen!
Am Montag führte uns unsere Reise auf den Spuren der Römer nach Città St. Angelo und Atri, eine typisch abruzzesische Stadt, aus der die Familie Kaiser Hadrians stammen soll und in deren Kirche der Altarraum den Blick auf römische Mosaiken freigibt und damit unseren Lateinlernenden eine besondere Freude bereitet hat. Wer jedoch nur bis zu den Römern zurückdenkt, hat zu kurz gedacht. Am Dienstag ging es gemeinsam in die nahe gelegene Universitätsstadt Chieti, deren archäologisches Museum einen wahren Schatz birgt: eine Statur des „Guerriero di Capestrano“, die erst in den 1940ern entdeckt wurde, jedoch ein detailliertes Abbild darstellt von einem Vorfahren aus dem 6. Jhd. vor Christus! Der Krieger verzierte eine Grabplatte, ist nahezu vollständig erhalten und hat durch seine Berühmtheit auch bereits eine Reise nach Frankfurt am Main hinter sich. Vom Leben wohl situierter Vorfahren erzählt aber nicht nur das Äußere von Grabstätten. Da man die Angewohnheit hatte, Verstorbenen wichtige Utensilien für das „Leben danach“ mit ins Grab zu legen, wurden wir auch Augenzeuge einer der ältesten Käsereiben Italiens. So haben wir den in einem wunderschönen Park gelegenen Museumsbau aus dem frühen 19. Jhd. verlassen, tief beeindruckt vom vorchristlichen Krieger, der ältesten Käsereibe Italiens und vielen weiteren Details wie z. B. Nietengürtel aus der Sabinerzeit, ein modisches Accessoire, das für uns bisweilen definitiv in die Gegenwart gehörte.
Im Zentrum unseres Austauschs steht jedoch das, was jedem Touristen und noch so versierten Reisenden verwehrt bleibt: die intensive Zeit, die wir gemeinsam in den Familien verbringen. Wir spürten und erlebten echten Alltag in den Familien, erweiterten auf unnachahmliche Weise unser Verständnis dafür, wer unsere Nachbarn sind und damit einhergehend wer wir sind und nehmen nun unseren eigenen Alltag wieder auf mit dem Gefühl tiefer Verbundenheit mit unseren europäischen Partnern.
Einmal mehr hat sich die weite Reise in den Süden Italiens gelohnt und wir kehren zurück mit wertvollem Gepäck, welches wir nicht in schweren Koffern transportieren sondern – ganz im Gegenteil – federleicht in unserem Kopf und unserem Herz haben.
(Lucia Simon, 30.04.2024)