Der Leistungskurs Katholische Religion MSS 12 unter Leitung von Herrn Rudolf Loch verschaffte sich durch die Kant-Ausstellung in der Bundeskunsthalle in Bonn anlässlich des 300ten Geburtstags von Immanuel Kant einen Überblick über die Philosophie des bedeutendsten deutschen Philosophen aus Königsberg. Entlang der vier berühmten Kantischen Fragen: "Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Was ist der Mensch?" ist die Ausstellung konzipiert. Eine wandfüllende, die gesamte Ausstellung umlaufende Biografie im Stil einer Graphic Novel führt prägende – teils unbekannte, teils amüsante – Aspekte des Lebens und Wirkens von Immanuel Kant vor Augen. Gemälde, Grafiken und persönliche Gegenstände aus dem Umfeld des Philosophen fügen sich in diese biografische Erzählung ein und verleihen ihr eine historische Dimension.
Die ostpreußische Residenz- und Universitätsstadt Königsberg bildete den Lebensmittelpunkt von Immanuel Kant. Sie wurde 1944/45 fast vollständig zerstört. Mit Hilfe der Virtual Reality wird das blühende Königsberg des 18. Jahrhunderts digital rekonstruiert: mehrere VR-Stationen ermöglichen eine imaginäre Reise in die Welt des Immanuel Kant. "Ich finde es toll, dass man mit solch modernen Methoden der Lebenswelt von Immanuel Kant sich annähert" - so die Lahnsteiner Schülerin Lisa Knopp. Kurze Spielszenen machen zentrale Aspekte des Denkens Kants und der Aufklärung virtuell erlebbar.
Erstausgaben und Originaltexte der Kantischen Hauptwerke Kritik der reinen Vernunft, Kritik der praktischen Vernunft und Kritik der Urteilskraft werden durch gezielte Kommentare erschlossen. An unterschiedlichen Stellen der Ausstellung werden problematische Aspekte der Kant-Rezeption in Zusammenarbeit mit dem Forschungsprojekt „Wie umgehen mit Rassismus, Sexismus und Antisemitismus in Werken der klassischen Deutschen Philosophie?“ des Instituts für Philosophie der Universität Jena kritisch reflektiert.
Am meisten angesprochen hat die Schülerinnen der Ausstellungsbereich zur Frage "Was soll ich tun?", also der Themenbereich der Ethik Kants. "Die Ausstellung passt gerade sehr gut zu unserem Religionsunterricht, in dem wir die Pflichtethik Kants behandeln."- so die Schülerin Anna Sophie Hornung. "Der Kategorische Imperativ zielt auf den Kern jeder moralischen Frage ab: Kann ich die Maxime meiner Handlung, um die es in der konkreten Handlungssituation geht, universalisieren? D.h. kann ich vernünftigerweise wollen, dass jeder Mensch in dieser Situation so handelt, wie es die Maxime vorsieht. Wenn man diese Maximenüberprüfung ernst nimmt, dann wird sehr schnell klar, was moralisch zu rechtfertigen ist und was eben nicht." (Rudolf Loch) Wie das dann konkret aussieht, haben die Schülerinnen beispielhaft an der Frage diskutiert, ob es ethisch erlaubt ist, in Urlaub zu fliegen. "Uns wurde schnell klar, dass wir diese Maxime aus ökologischen Gründen nicht universalisieren können, weil wir nicht vernünftigerweise wollen können, dass alle Menschen auf der Welt ihre Urlaubsreise per Flugzeug umsetzen." (Frederike Reinhardt, Schülerin) "Das würde unser Globus nicht überleben." Die ungewöhnliche Ausstellung ist noch bis zum 17.03.2024 in der Bundeskunsthalle in Bonn zugänglich. Sie erschließt in vielfältiger Weise das bleibende Erbe der Philosophie Kants: Jeder Mensch ist selbstgesetzgebend, d.h. er ist in der Lage, die Richtlinien seines Lebens selbst mit seiner Vernunft zu erschließen anstatt sie einfach blind von anderen Institutionen zu übernehmen. Dabei muss er seine eigenen Neigungen und Bedürfnisse hinten anstellen und sich die Frage stellen, was gut für die Gemeinschaft ist. Dabei hat jeder Mensch eine unveräußerliche Würde, einen Selbstzweck. Oder wie es Kant ausdrückt: „Handle so, dass du die Menschheit sowohl in deiner Person, als in der Person eines Jeden andern jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchest.“ (GMS. Akademieausgabe IV. 1968, S. 428f.)
(Rudolf Loch)
6. März 2024 von Rudolf Loch